Competition: Open call /NEBRA OBSERVATORIUM
WETTBEWERB: LANDART ZWISCHEN WELT UND KOSMOS
MYTHOS – WELTERKLÄRUNG UND ERZÄHLSTRUKTUR
Der Entwurf sieht die Errichtung eines astronomischen Observatoriums vor, dessen Standort zwischen der Arche Nebra und dem Mittelberg liegen soll. Eine genaue Positionierung erfolgt in Abstimmung mit dem Auslober vor Ort. Das kleine Bauwerk hat einen kreisförmigen Grundriss mit einem Durchmesser von ca. 3.20m und bietet in seinem Innenraum Sitzplatz für 5 Personen auf einer umlaufenden Holzbank. In der Dachfläche ist ein Teleskop angebracht, welches bei Dunkelheit der Sternenbeobachtung dient. Die kugelförmige Architektur ist zur Hälfte im Erdboden eingelassen, der Saum der oberen Kugelhälfte wird von einem umlaufenden Fensterband in der Höhe von 50 cm gefasst. Es befindet sich in Aughöhe eines im Inneren stehenden / sitzenden Besuchers und erlaubt den Rundumblick in die Landschaft. Das Dach ist als gedämmte Holzkonstruktion ausgeführt, die Dachbekleidung erfolgt über sphärisch gekrümmte Blechpaneele (RAL Ton 9001 cremeweiß). Im Innenraum wird eine farbige Holzverkleidung (RAL Ton 9001 cremeweiß) der Unterkonstruktion angebracht. Der Sockel des Gebäudes im Erdreich wird als Betonfertigteil ausgeführt. Eine behindertengerechte Zugänglichkeit soll sichergestellt werden.
Das Gebäude dient einer Gruppe von bis zu fünf Besuchern zur gemeinsamen Betrachtung des Himmels und eines umlaufenden Naturpanoramas und soll einen Dialog zu Themen von Kosmologie, Kosmogonie, Anthropologie und Naturbeobachtung befördern. Veranstaltungen zu mündlicher Tradierung und Reflektion mythischer Weltbilder können hier einen intimen und konzentrierten Ort finden und das Angebotsrepertoire des Standortes erweitern. Das zentrale Teleskop stellt eine optische Verbindung des spezifischen Ortes zu einer Welt außerhalb der terrestrischen Grenzen her, es spricht dabei auch über das menschliche Bedürfnis nach Erkenntnis, welches sich in der Vergangenheit in wissenschaftlichen Instrumenten und transzendentalen Mythen äußerte, die über eine vornehmlich mündliche Erzählung weitergetragen wurden. Der Ort befördert dabei auch eine Sichtweise, die die Erde nicht als singuläres materielles Phänomen begreift, sondern eine darüber hinausreichende visuelle und philosophische Verbindung zwischen uns und den uns umgebenden kosmischen Phänomenen und deren Entitäten anlegen soll.
Berlin, 28. September 2019